IT Consulting/ 06.04.2022 / Patrick Arnold

„Die Cloud ist der Enabler der Digitalisierung.“ – Interview zur Lünendonk Cloud-Studie

Anlässlich der Lünendonk-Studie zum Thema Cloud-native Software Development beantwortete Patrick Arnold, Head of Technology Management & IT Architect bei AUSY Technologies die folgenden Fragen zur Cloud-Transformation.

Herr Arnold, lassen Sie uns mit einer eher subjektiven Frage einsteigen. Was bedeutet für die Cloud für Sie und warum ist sie in Ihrem Alltag ein wichtiges Arbeitsmittel?

Die Cloud – egal ob Public, Private oder Hybrid – ist eindeutig der Enabler innerhalb der übergreifenden Digitalisierungsstrategie. Neue Technologien unterstützen dabei nicht nur die Betriebsabläufe, sondern leisten auch einen wesentlichen Beitrag, um sich von Mitbewerbern zu differenzieren.

Die Cloud ermöglicht es uns, mit den neuen Technologien schnell in Berührung zu kommen. Ob innovativen digitale Geschäftsmodelle, Arbeitsweisen oder Innovationen – ein starker Trend hin zu skalierbaren und flexiblen Cloud-Lösungen hält weiter an. Dabei setzen sich komplexe Umgebungen mit Multi- und Hybrid Cloud Strategien immer mehr durch.

82 Prozent der befragten Teilnehmer der Studie haben die Erwartung, dass durch eine Cloud-Transformation geringere Entwicklungs- und Betriebskosten anfallen. Wie sehen Sie das?

Ich glaube das liegt sehr stark daran, welche Migrationsstrategie der jeweiligen Applikation zu Grunde liegt. Zunächst braucht es daher eine grundlegende Analyse der IT- und Anwendungslandschaft, um für die jeweilige Applikation den richtigen Ansatz zu finden.

Als Vorgehensmodell haben sich im Rahmen einer Cloud Native Migration die „6R“-Strategien etabliert. Das „R“ steht dabei jeweils für eine der häufigsten Strategien, die für die Cloud-Migration einer Anwendung zu wählen sind. Je komplexer die Anwendungslandschaft ist, desto eher werden auch mehrere Strategien parallel zum Einsatz kommen.  

Beim „Rehosting“ wird eine virtuelle Maschine auf eine vSphere-Instanz kopiert, die auf AWS oder einer anderen Cloud-Infrastruktur läuft. „Replatforming“ bedeutet, auch die lokale Datenbank auf eine andere Plattform zu verlegen. Beim „Refactoring und Architecting“ wird die jeweilige Applikation in ein verteiltes System mit Microservices umgebaut. Die Strategie „Retire“ beinhaltet eine Ablösung der Applikation durch eine besser geeignete neue Applikation. Und schließlich fallen unter „Retain“ Anwendungen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht für die Cloud geeignet sind und daher wie bisher weiterlaufen sollten.

Kosten lassen sich vor allem durch Refactoring und Architecting reduzieren. Dies steht aber nicht direkt mit der Cloud-Plattform in Verbindung, sondern eher damit, dass die Applikation selbst angepasst und damit effizienter wird. Der entscheidende Punkt bei allen Cloud-Strategien ist, dass die Cloud eine hohe Skalierbarkeit aufweist. Nur die tatsächlich benötigten Ressourcen müssen verwaltet und schließlich auch bezahlt werden. Je stärker der Ansatz von Continuous Integration und Continuous Delivery sowie Automatisierung geprägt ist, desto mehr manuelle Entwicklungs- und Betriebsaufgaben fallen weg.

Nehmen wir an, ein Unternehmen will ab sofort die Cloud-Transformation angehen. Welche Domänen muss es dabei im Blick haben, um dieses Vorhaben erfolgreich zu gestalten?

Eine Cloud-Transformation wirkt sich nicht nur auf die Technologie oder die Betriebs-Plattform aus. Wer die Cloud erfolgreich nutzen will, muss zum Beispiel bestehende Prozesse, Organisationen aber auch Security-Konzepte neu denken. Die tägliche Arbeit muss sich an die neuen Plattformen und Technologien anpassen, damit diese den maximalen Benefit bringen. Dabei gilt es jedoch, das richtige Verhältnis aus Abstraktion und individueller Anpassung auf die konkrete Technologie zu finden.

Aus einer übergeordneten Perspektive betrachtet ist die Cloud-Transformation jedoch erst der Startpunkt für große Veränderungen in Unternehmen. Denn sie bedeutet viel mehr, als „nur“ die bisherigen Prozesse durch ein Service-basiertes IT-Management kostengünstiger zu gestalten. Eine moderne Cloud-Architektur ist in der Lage, enorme Datenmengen aus vielen unterschiedlichen Datenquellen zentral zu speichern, zu verarbeiten und schnell zu skalieren. Mit diesen Daten gewinnen Unternehmen vollkommen neue Einsichten in die Kundenbedürfnisse und können neue Geschäftspotenziale entwickeln.

Welche Ausgangsbedingungen und Pattern finden Sie im Zusammenhang mit der Cloud-Transformation aktuell bei den Kunden vor?

Der gesamte Bereich Cloud hat bei AUSY Technologies in den vergangenen Jahren – wenig überraschend – eine immer größere Bedeutung gewonnen. Die Anforderungen für die konkrete Umsetzung sind dabei so unterschiedlich wie die Kunden und ihre Branchen selbst. Allerdings gibt es gewisse Gemeinsamkeiten, die in Kundenprojekten immer wieder vorkommen. Dazu gehören vor allem die drei Bereiche Containerisierung, Function as a Service sowie Software as a Service.

Die Containerisierung hat sich in den letzten Jahren erfolgreich etabliert und ist bei vielen Kunden mittlerweile eine Standardanforderung geworden. Dies gilt vor allem in der Verbindung mit Kubernetes und Helm als Package Manager. Die Bereitstellung der Anwendungen in Containern zahlt auf die übergeordnete Zielsetzung ein, eine modularisierte, dynamische und damit gut skalierbare IT-Architektur aufzubauen. Durch Containerisierung ist sie in der Lage, schneller auf geschäftliche oder auch technologische Veränderungen zu reagieren.

Function as a Service wird ebenfalls immer häufiger verwendet. Ursprünglich standen dabei vor allem kleinere Systeme im Fokus – mittlerweile erfasst der Trend aber auch sehr große Systeme. Bei FaaS werden einzelne Funktionen als einzelner Service implementiert. Dies bietet eine unglaubliche Flexibilität bei der Gestaltung multifunktionaler Anwendungen. Die Vorteile durch Pay per Usage spielen für den wachsenden Einsatz mit Sicherheit auch eine Rolle.

Last but not least spielt Software as a Service eine immer größere Rolle. Allerdings müssen wir hier differenzieren. Für Komponenten der Anwendungsentwicklung – zum Beispiel Datenbanken oder API-Gateways – ist es in der Public Cloud bereits üblich, sie als Software as a Service zu beziehen. Dies dient vor allem dem Ziel, Betriebsaufwände zu sparen. Ein Trend, der sich vor allem auch bei größeren Firmen immer stärker durchsetzt, ist die Nutzung von ganzen funktionalen Systemen als SaaS-Applikation. Diese Nachfrage spiegelt sich im Wachstum von SaaS-Anbietern wie Salesforce oder Celonis eindrucksvoll wider.

Die traditionelle Fragestellung, ob Software besser selbst entwickelt oder eingekauft werden soll, fällt durch Cloud- und as-a-Service-Angebote keinesfalls weg. Sie verschiebt sich vielmehr auf eine granulare Ebene. Denn Anwendungen sind heute nicht mehr monolithisch, sondern setzen sich aus vielen Einzelkomponenten zusammen. Die Möglichkeit, einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen, wird damit vor allem von der richtigen Cloud-Strategie bestimmt.

Die Lünendonk-Studie 2021: Cloud-native Software Development entstand in Partnerschaft zwischen AUSY Technologies und dem Marktforschungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder GmbH. Grundlage dieser Studie ist eine telefonische Befragung von 150 Führungskräften aus unterschiedlichen Digital- und IT-Einheiten, Marketing, Vertrieb sowie dem Innovationsmanagement und der Produktentwicklung. Sie können die Studie hier kostenlos herunterladen

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