Die Ansprüche der Nutzer an das Frontend einer Software, also den Berührungspunkten der Nutzer per Desktop, Tablet und Smartphone, wachsen stetig. Unter anderem auf einen möglichst intuitiven Einstieg in die Applikation legen Nutzer Wert, weswegen User Experience (UX) und User Interface (UI) Design integrale Bestandteile der Softwareentwicklung sein sollten. So können die Anforderungen für die User direkt in die Konzeption und Umsetzung der Programmierung einfließen und den Umsatz der Applikation gerade bei digitalen Vertriebsportalen steigern.
Um im Rahmen des UX Design das Gesamterlebnis des Users während der Benutzung der Applikation zu verbessern, muss man diese aus Sicht des Nutzers beleuchten. Vor allem bei der Definition von Epics (einzelnen Nutzungsszenarien) und User Stories weist UX enorme Potentiale auf. So können zum Beispiel mit Methoden wie Lean UX Funktionalitäten auf Erfolg und Relevanz geprüft und hierdurch der gesamte Entwicklungsprozess gestrafft werden.
Dagegen hat das UI Design, das sämtliche visuellen, auditiven und haptischen Merkmale der Applikation und deren Wirkung beinhaltet, vor allem Bedeutung für die Umsetzung des Frontends einer Applikation. UI Designer arbeiten die grafische Nutzeroberfläche in der Regel erst in Mockups und Wireframes aus, bevor sie über Technologien wie HTML, CSS und JavaScript in Code übersetzt werden. Während bei den grundlegenden Schritten sehr viele Frameworks wie z.B. PrimeFaces, React, Ionic oder Onsen UI helfen, ist für die technische Ausgestaltung nach wie vor klassisches Coding notwendig. Neben ansprechender Ästhetik sind auch die Strukturierung und Klarheit sowie Verständlichkeit und geringe Ladezeiten ausschlaggebend für ein positives Nutzererlebnis.
UX/UI in einem agilen Softwareentwicklungsprozess betrifft alle Stakeholder: Der Product Owner sollte beraten werden, die User-Konzepte mit den Fachbereichen abgestimmt werden und das Brand Management bei der Gestaltung involviert sein. So können die mit UX/UI befassten Teammitglieder zusammen mit dem Development Team neue visuelle und funktionale Features für ein effizienteres und angenehmeres Nutzererlebnis und das Vermeiden von Fehlern entwickeln.
Wie lässt sich dies nun konkret umsetzen? Trotz aller Unterschiede zwischen den Nutzern sind bestimmte Regeln universell anwendbar, denn gewisse Prinzipien der Wahrnehmung sind für alle Menschen gleich. Die folgenden sieben Regeln sind UX/UI Design besonders wichtig:
All diese Gesetze sorgen für eine effizientere und reibungslosere Bedienung. Der Warenkorb ist ein klassischer Anwendungsfall für digitale Vertriebskanäle: Die Bedienelemente sollten so gestaltet werden, dass der Verkaufsabschluss wahrscheinlich ist. Frontend-Entwickler und UX/UI Designer müssen dazu den Ablauf sowie die Elemente und Bedienflächen entsprechend verbessern.
Besonders interessante Use Cases für UX/UI-Prinzipien sind mobile Apps, die in der User Interface einige Unterschiede zu herkömmlichen Desktopanwendungen aufweisen. Aufgrund des kleineren Bedienfeldes muss die Nutzerführung besonders einfach und übersichtlich sein – auch bei komplexen Unternehmensanwendungen.
Der Ausbau von digitalen Vertriebs- und Servicekanälen bietet besonders für Unternehmen mit einer großen Zahl an Kunden, wie beispielsweise in der Energie- und Telekommunikationsbranche, große Chancen. So können Apps mit Selfservice-Anteil die ersten Schritte von Customer Journeys übernehmen, sodass der Kunde schneller zum passenden Produkt gelangt. Indem der Nutzer eine Vorauswahl zu seiner Anfrage trifft, können einfachere Probleme bereits in der App gelöst werden, sodass den Servicemitarbeitern mehr Zeit für komplexere Sachverhalte bleibt.
Auch im geschäftlichen Kontext werden Apps immer signifikanter. Ein Use Case aus dem produzierenden Gewerbe wäre, wenn ein Mitarbeiter mithilfe einer App Schritt für Schritt durch die Wartung einer Maschine geführt wird. Während jedoch im Consumer-Bereich der „First Moment of Truth“ für den Erfolg einer App entscheidend ist, herrscht bei Mitarbeitern größere Akzeptanz für Anwendungen im Beruf, sodass die langfristige Produktivität stärker im Vordergrund steht.
Damit gerade die Selfservice-Komponente auch wirklich angenommen wird, muss sie für den Nutzer einfach und intuitiv bedienbar sein. Unter Berücksichtigung der oben erwähnten UX/UI-Regeln sollte der User sich ab dem ersten Mal leicht zurechtfinden und die Bedienung nicht nur effektiv sein, sondern auch noch Spaß bereiten (Stichwort Gamification).
Da die Bereitschaft, eine App bei Nichtgefallen zu deinstallieren, parallel zur steigenden Zahl an digitalen Angeboten wächst, müssen Unternehmen ihren Fokus auf die Bedürfnisse ihrer Kunden legen. Dies gelingt durch die Einbettung von UX/UI in den Prozess der agilen Softwareentwicklung.
Um ein möglichst funktionales und nutzerfreundliches Endprodukt zu erhalten, sollten nicht nur die Features der Applikation, sondern auch das Nutzererlebnis Sprint für Sprint weiterentwickelt werden. Die dafür nötigen UX/UI-Rollen lassen sich auch in agile Prozesse sinnvoll integrieren. Neue Kolleg*innen mit UX/UI-Kompetenz können in vorhandene Teams integriert werden, indem der eher technisch orientierte, agile Prozess durch erfahrene Scrum Master erweitert wird.
UX/UI ist in aller Munde – deshalb haben auch unsere Expert*innen Magnus Rembold, Kristina Marinov und Samiramisa Veith wichtige Einblicke gegeben. Wir ordnen die Entwicklung ein, zeigen Ihnen Chancen auf und erklären die vielen Buzzwords und deren praktische Relevanz. Accessibility, Personas, Mental Models, Gamification und Call-to-Action – nach unserem TechSnack können Sie definitiv die Spreu vom Weizen trennen: TechSnack zu UX/UI