IT Consulting/ 21.07.2022 / Patrick Arnold

IT-Architektur im modernen Enterprise-Umfeld

Spätestens seitdem sich agile Methoden in der Softwareentwicklung durchgesetzt haben, ist IT-Architektur und speziell die Rolle des IT-Architekten zunehmend in der Diskussion. Sätze wie „Mein Scrum Master hat mir gesagt, wir brauchen keinen Architekten!“ oder „Die Architekturarbeit passiert im Team!“ sind immer wieder zu hören.

Die Idee, dass im agilen Vorgehen keine Architektur mehr benötigt wird, ist zunächst intuitiv verständlich. Denn IT-Architektur im herkömmlichen Sinn erinnert stark an das Wasserfallmodell: Die Software wird auf einem abstrakten Niveau konzipiert und ihre Entwicklung lange im Voraus geplant, um sie dann in einem linearen Prozess zu realisieren.

Doch IT-Architektur ist damit keineswegs überholt. Sie hat auch im agilen Kontext ihre Berechtigung, mithin ist sie sogar notwendig. Insbesondere dann, wenn die Softwareentwicklung innerhalb einer Cloud-Umgebung stattfindet, wie es in einer wachsenden Anzahl von Unternehmen der Fall ist.

Insbesondere bei Großunternehmen gesellt sich noch die Herausforderung dazu, Legacy-Systeme weiter aufrecht zu erhalten und in eine modernisierte Systemlandschaft zu integrieren. Die Architekturarbeit tritt dabei als Enabler der Digitalisierung auf. Dies geht mit einem neuen Rollenverständnis für Architekten einher, welches im Folgenden näher beschrieben wird.

Die Rolle moderner Softwarearchitekten ist vielseitig

Der Weg zu einem modernen Verständnis von IT-Architektur verläuft über die Definition der Aufgaben und der Rolle des IT-Architekten. Eine wichtige Grundlage hierfür hat Gregor Hohpe in seinem Buch The Software Architect Elevator herausgearbeitet. Demnach steht die Arbeit eines zeitgemäßen Architekten auf den folgenden drei Standbeinen: Skill, also die Fähigkeit, Wissen zu erzeugen und zu teilen; Leadership, also die Fähigkeit, Erfahrungen in der Organisation weiterzutragen; sowie Impact, also die Fähigkeit, Mehrwerte für die Organisation zu entwickeln.

Eine solche Rollendefinition verortet den Architekten zwischen den folgenden Feldern: Organisation, Business & Prozesse, (traditionelle) Architektur, Kultur & Mindset. Es handelt sich also tendenziell um eine Managementaufgabe mit dem Ziel, IT-Systeme mit hoher Geschwindigkeit und Skalierbarkeit beherrschbar zu machen.

Da es unrealistisch wäre, von einem individuellen IT-Architekten tiefe Kenntnisse und Erfahrungen in allen Bereichen zu erwarten, unterscheiden wir zwischen den folgenden drei Klassen von Architekten: den Enterprise Architect mit einem Schwerpunkt auf Strategie; den Software beziehungsweise Technical Architect mit einem Schwerpunkt auf Technologie; sowie den Solution Architect mit einem ausbalancierten Profil zwischen Strategie und Technologie.

Diese drei Klassen sind jedoch nicht vollkommen festgelegt, sondern können je nach konkretem Anwendungsfall zum Vorschein kommen. Gregor Hohpe spricht diesbezüglich auch von dem „Architecture Elevator“. Im Bild eines Aufzugs müssen Architekten nach einem modernen Rollenverständnis in der Lage sein, zwischen dem Maschinenraum – also den Entwicklungsteams – und der Aussichtsplattform – also dem Top Management – hin- und herzufahren.

Während die klassische Architekturarbeit vor allem durch einen Top-Down-Ansatz gegenüber der Entwicklung geprägt war, kennt der moderne Ansatz auch den Bottom-Up-Weg, bei dem der Architekt die Anforderungen der Entwicklungsteams auf der strategischen Ebene vertritt und sie in die Architekturlinie einfließen lässt.

Technologische Trends beeinflussen die IT-Architektur

Die derzeitige Technologielandschaft geht mit Trends wie Cloud Computing, Scaled Agile, DevOps sowie Microfrontends und Microservices einher. Dabei handelt es sich um Themen, die in vielen Unternehmen bereits erfolgreich im Einsatz sind und die derzeitigen Anforderungen an die IT-Architektur prägen. Zur nächsten Entwicklungsstufe, welche derzeit erst von einigen Vorreitern beherrscht wird, gehören unter anderem die folgenden Technologietrends: AIOps, Data Mesh, Edge Computing, Serverless Development oder auch Multi-Cloud-Umgebungen. Und wenn wir weiter in die Zukunft blicken, werden Entwicklungen wie Low Code & No Code, Data Gateways oder auch Blockchain-Lösungen das technologische Umfeld für IT-Architekten prägen.

Dies bedeutet, dass die Veränderung hin zu einem neuen Verständnis von Architektur keineswegs abgeschlossen ist. Der Trend ist aber klar: Architekten werden in Zukunft noch mehr gefordert sein, lösungsorientiert über Silos hinweg zu denken sowie sich schnell auf Veränderungen organisatorischer, geschäftlicher und technologischer Art einzustellen. Höchste Zeit also, bereits heute mit der Neuausrichtung zu beginnen!

Dieser Blogartikel ist ein Auszug aus dem Vortrag, den unsere Experten Patrick Arnold und Thomas Frers im Rahmen unserer Webinarserie „TechSnack Online-Meetup“ gehalten haben. Sie finden ihn in voller Länge auf unserem YouTube-Kanal.

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