Seit vielen Jahren ist die digitale Transformation ein Schlagwort, das immer wieder unterschiedliche Bedeutungen annimmt.
In der Frühphase vor etwa zehn Jahren ging es vor allem noch darum, bestehende Prozesse durch digitale Technologien abzubilden. Ein einfaches Beispiel dafür war, bisher in Papierform hinterlegte Dokumente einzuscannen oder gleich als PDF zu bereitzustellen. Mit intelligenten Ansätzen wie Robotic Process Automation (RPA) lassen sich bisher manuelle Prozessschritte auch auf Software-Bedienoberflächen automatisieren. Repetitive „Klickarbeit“ fällt damit endlich weg.
Doch hierdurch ist das Potenzial der Digitaltechnologie noch lange nicht ausgeschöpft. Nun beginnt ein neuer Entwicklungsschritt bei der Digitalisierung. Dies fußt vor allem auf aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Cloud Computing, Künstlicher Intelligenz und Big Data. Unternehmen haben nun einen völlig neuen Zugang zu den Daten, die Aufschluss auf das aktuelle Verhalten der Kunden geben. Die Technologie wird damit zum Enabler einer neuen Strategie. Während bei der digitalen Transformation früher noch Unternehmensprozesse im Fokus standen, sind es heute die Kundenbedürfnisse.
Die technologische Basis zur Auswertung von Daten und resultierenden Schlüssen bedingt ein Umdenken bei der Unternehmensstrategie. Geschäftsmodelle und Innovationen werden vom Ende her entwickelt; das bedeutet, ausgehend von einem konkreten Kundenproblem. Wonach Kunden suchen, welche Interessen und Bedürfnisse sie haben und ob sich eine Änderung diesbezüglich abzeichnet – sind Fragen, die es im ersten Schritt richtig einzuschätzen gilt. Die Produkt- und Prozessentwicklung ist dem nachgelagert.
Strategie, Technologie und Mensch sind dabei die drei wesentlichen treibenden Kräfte. Sie können nicht mehr unabhängig voneinander gedacht werden. Aus Daten erschlossene Trends sind letztlich nur so viel wert wie die Rückschlüsse, die menschliche Beobachter im Kontext der spezifischen Situation aus den Daten ziehen. Eine erfolgreiche und moderne Unternehmensorganisation steht ihren Mitarbeitern mit dem relevanten Know-how zur Seite und weiß gleichzeitig, wie sich dieses für strategische Zwecke nutzen lässt. Die Innovationsfähigkeit wird zunehmend zur Grundlage der Wettbewerbsfähigkeit.
Der beschriebene Ansatz bringt nicht zuletzt auch eine neue Rolle für CIOs mit sich. Bisher bestand ihre Aufgabe vor allem darin, die IT-Landschaft strategisch aufzubauen, zu überwachen und weiterzuentwickeln; wohlgemerkt eine IT-Landschaft, die bisher einen Teilbereich des Unternehmens darstellte, aber nicht das Herzstück. Im Zuge der digitalen Transformation ändert sich dies grundlegend. Die bisherigen Aufgaben bleiben zwar noch unverändert bestehen – hinzu kommt jedoch der Auftrag an die CIOs, als strategische Begleiter des Managements den gesamten Wandel hin zum Digitalunternehmen voranzutreiben und zu gestalten.
Ein vielzitierter Satz lautet in diesem Zusammenhang: „Sie können die digitale Transformation nicht delegieren.“ Daran ist vieles wahr, denn in der modernen Rolle des CIO laufen alle Hebel und Stellschrauben zusammen, die wir oben bereits erwähnt haben. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass CIOs alles von selbst stemmen müssen. Sie selbst sind gut beraten, sich ein Team aus strategischen Begleitern zusammenzustellen, welches die erforderlichen strategischen, technologischen und auch menschlichen Kompetenzen in sich vereint.
Sind die Möglichkeiten von differenzierten und KI-getriebenen Datenanalysen einmal angekommen, hat dies grundlegende Auswirkungen auf das unternehmerische Handeln. Denn Trends bei den Kundenbedürfnissen lassen sich schon sehr frühzeitig erkennen und hierdurch Chancen antizipieren. Dieser Ansatz bringt es mit sich, dass laufend neue Kernkompetenzen oder auch Geschäftsmodelle entwickelt werden, um den Anforderungen des Markts Rechnung zu tragen.
Hierfür brauchen CIOs neben dem passenden Mindset auch Unterstützung durch Experten sowie eine adäquate technologische Infrastruktur. Adäquate Methodiken wie zielgerichtete Workshops können zudem auf unterschiedlichen Ebenen helfen, weitere Potentiale aus den Daten zu identifizieren.
Lesetipp: „Der Fokus entwickelt sich von den Unternehmensprozessen hin zu den Kundenbedürfnissen“ – Trendinterview zum Thema digitale Transformation