Im Kernbankensystem (Core Banking System – CBS) spielt sich die digitale Bearbeitung der fachlichen Kernprozesse einer Bank ab. Die vorliegende Artikelserie beschäftigt sich mit der Frage, welche Modernisierungsschritte bei vorhandenen Kernbanksysteme notwendig sind, damit sie die Anforderungen aktueller Markt- und Technologie-Trends erfüllen. Teil 2 zeigt anhand des technologischen Stands bestehender (Legacy-)Kernbankensysteme auf, an welchen Punkten Modernisierungsinitiativen ansetzen sollten.
Traditionellen Banken betreiben heute Kernbankensysteme, die über viele Jahre hinweg gewachsen sind. Um den aktuellen Herausforderungen digitaler Märkte gewachsen zu sein, müssen sie ihre IT-Strukturen neu aufstellen. Doch an welchen Stellen sollten Digitalisierungsinitiativen ansetzen? Hierzu sehen wir uns zunächst die die Ausgangslage an. Bei Großbanken sind Kernbankensysteme noch vielfach als Eigenlösung vorzufinden, ansonsten basieren sie auf Lösungen der Standard-Software-Hersteller.
(Legacy-)Kernbankensysteme zeichnen sich in der Regel durch die folgenden technischen Merkmale aus:
Banken müssen systemtechnisch gesehen nicht nur das kontoführendes Kernbankensystem unterhalten, sondern auch eine Vielzahl sonstiger Applikationen bereitstellen. Diese werden im Zusammenhang mit dem Kernbankensystem oftmals als „Umsysteme“ deklariert. Nur mit einer umfassenden Anwendungslandschaft – abhängig auch vom konkreten Geschäftsmodell der Bank – ist es heutzutage möglich, das Bankgeschäft abzubilden sowie die notwendigen regulatorischen Anforderungen und die Prinzipien einer „ordnungsgemäßen kaufmännischen Buchführung“ zu erfüllen.
Sind neben dem Kernbankensystem auch einzelne dieser Umsysteme veraltet oder nur über proprietäre Schnittstellen angebunden, verschärft sich die technologische Herausforderung für Banken. Wird das Kernbankensystem geändert oder sogar migriert, kann sich dies maßgeblich auf die Umsysteme beziehungsweise die Schnittstellen zu ihnen niederschlagen. Dies gilt genauso auch umgekehrt.
All diese Punkte senken den Budgetrahmen für notwendige Erneuerungen und Innovationen. Denn der laufende Betrieb des Kernbankensystems erzeugt einen enormen Bedarf an Ressourcen – unter anderem für Mitarbeiter und Rechenleistung. Verschiedene Studien belegen diesbezüglich einen Wartungsanteil des operativen IT-Budgets von bis zu 70 bis 75 Prozent.
Nutzt eine Bank das Kernbankensystem eines Standard-Softwareherstellers, kommen weitere Kosten hinzu. Neben den Lizenzgebühren und Kosten für das Rechenzentrum ist dies vor allem der Aufwand für obligatorische Updates und Releases. Vor allem das intensive Testen der betroffenen Applikationen und umfangreiche Regressionstests treiben den Aufwand bei neuen Releases in die Höhe.
In der Regel erfordern die aktuellen Trends und Innovationen im Finanzdienstleistungssektor keine unmittelbaren Erweiterungen der bankfachlichen Leistungsfähigkeit des Kernbankensystems. Es handelt sich vielmehr um funktionale Anforderungen, die sich an der Kundenschnittstelle abspielen.
Welche IT-Strategien hierfür erfolgversprechend sind, kommt im nächsten und letzten Teil dieser Blogserie zur Sprache.